Die außerbiblische Literatur zum Thema „Auferstehungstermin“

Die Sabbat-Befürworter behaupten, dass der Kaiser Konstantin die Auferstehung JESU vom Sabbat auf den Sonntag verlegt habe. Damit diese Behauptung überprüft werden kann, wird die außerbiblische Literatur zu diesem Thema herangezogen. Wenn die Hypothese stimmt, müsste in der Literatur (insbesondere zwischen dem Abschluss der Bibel und der Zeit Konstantins) der Sabbat als Auferstehungstag bezeugt werden.

 
"Deshalb begehen wir auch den achten Tag ( = den Sonntag, den ersten Tag der neuen Woche) in Freude (AGOMEN THN hHMERAN THN OGDOHN), an dem auch Jesus von den Toten auferstanden und, nachdem er sich geoffenbart hatte, in den Himmel aufgestiegen ist."14 

Die Begehung des Sonntags korrespondiert mit Apg 20,7. An diesem Tag waren die Christen zum Brotbrechen versammelt, wohl deshalb, weil es der Tag der Auferstehung ist. Dieser Usus wird auch von Justin d. Märtyrer bezeugt, der schreibt:

"An dem Tage, den man Sonntag nennt, findet eine Versammlung aller statt, die in Städten oder auf dem Lande wohnen; dabei werden die Denkwürdigkeiten der Apostel oder die Schriften der Propheten vorgelesen, solange es angeht."15

Ignatius schreibt an die Magnesier: 

"Wenn nun die nach dem alten Brauche lebten, umgekehrt zur neuen Hoffnung gelangt sind, indem sie nicht mehr den Sabbat halten, sondern ihr Leben nach dem Sonntag richten (MHKETI SABBATIZONTES ALLA KATA KURIAKHN ZWNTES), an dem auch unser Leben aufgesprosst ist durch ihn und seinen Tod - was einige leugnen -, ein Geheimnis, durch das wir den Glauben erhielten und wegen dessen wir ausharren, damit wir uns ausweisen als Schüler Jesu Christi, unseres einzigen Lehrers;"16

Das Gedenken an die Auferstehung des HERRN JESUS durfte an keinem anderen Tag als dem Sonntag gefeiert werden, schreibt Eusebius von Cäsarea:

"Es fanden daher Konferenzen und gemeinsame Beratungen von Bischöfen statt, und alle gaben einstimmig durch Rundschreiben die kirchliche Verordnung hinaus, daß das Geheimnis der Auferstehung des Herrn an keinem anderen Tage als am Sonntage (EN ALLH POTE THS KURIAKHS hHMERA TO THS EK NEKRWN ANASTASEWS) gefeiert werden dürfe und dass wir erst an diesem Tage das österliche Fasten beenden dürfen."17

An einer anderen Stelle schreibt Eusebius:

"Darin tritt er zwar dafür ein, daß man nur am Sonntage (TH THS KURIAKHS hMERA) das Geheimnis der Auferstehung des Herrn feiern dürfe, aber er mahnt auch Viktor würdig und eindringlich, er solle nicht ganze Kirchen Gottes, die an alten, überlieferten Bräuchen festhalten, ausschließen"18

 Außerdem bestätigt Eusebius auch an anderer Stelle, dass der Sonntag der Tag der Auferstehung des HERRN JESUS ist:

 "Da trat am zweiten Tag des Monats Xanthikus, das ist am vierten Tage vor den Nonen des April, gerade am Sonntag der Auferstehung unseres Erlösers (EN AUTH KURIAKH hHMERA THS TOU SWTHROS hHMWN ANASTASEWS[...]"19


Justin d. Märtyrer schreibt an einer Stelle: 

"Das Gebot der Beschneidung, nach welchem alle Knaben am achten Tage beschnitten werden mussten, war ein Hinweis auf die wahre Beschneidung, bei der uns Jesus Christus, unser Herr, der am Sonntag von den Toten auferstanden ist (APO NEKRWN ANASTANTOS TH MIA TWN SABBATWN hMERA), von Irrtum und Sünde beschnitten hat. Der Sonntag wird nämlich, obwohl er der erste Tag der Woche ist, der achte Tag genannt (MIA GAR TWN SABBATWN, PRWTH MEN OUSA TWN PASWN hHMERWN), sofern alle Tage des wöchentlichen Kreislaufes noch einmal gezählt werden; doch hört er nicht auf, der erste zu sein."20

 An dieser Stelle haben wir eine Entsprechung zu den Stellen des NT, wo die Zeitangabe Sonntag (d.h. der erste Tag der Woche) mit TH MIA TWN SABBATWN angezeigt wird. 

"EQOS DE hOLHN THN hEBDOMADA SABBATON KALEIN, KAI PASAS TAS hHMERAS hOUTWS ONOMAZEIN. LEGETAI GOUN PARA TOIS EUAGGELISTAIS 'TH MIA TWN SABBATWN' EN DE TH SUNHQEIA, 'DEUTERA SABBATWN', KAI 'TRITH SABBATWN', KAI 'TETARTH SABBATWN'“21

"Es ist nun üblich, die Woche als SABBATON zu bezeichnen, und alle Tage danach zu benennen. Es heißt also nach diesem Gebrauch bei den Evangelisten 'TH MIA TWN SABBATWN' (der erste Tag der Woche), 'DEUTERA SABBATWN' (der zweite Tag der Woche), und 'TRITH SABBATWN' (der dritte Tag der Woche) und 'TETARTH SABBATWN' (der vierte Tag der Woche)."


MIA TWN SABBATWN bedeutet nun nach Eusebius tatsächlich den ersten Wochentag, also unseren Sonntag. Der entsprechende Lexikoneintrag im Wörterbuch zum NT bei Bauer/Aland etc., nämlich, dass SABBATON auch "die Woche" bedeuten kann und MIA, DEUTERA, TRITH etc. den genauen Tag angeben, ist somit richtig und zuverlässig.

Wichtig ist auch den Sprachwandel zu berücksichigen. Später nannten die Christen den ersten Tag der Woche KURIAKH. Das Chronicon Paschale definiert ja wie folgt (396.11): EFQASEN EN hHMERA PRWTH THS hEBDOMADOS, TOUTESTIN KURIAKH. Der erste Tag der Woche, unser Sonntag, wurde also als KURIAKH bezeichnet.

Vgl. auch Chrysostomos, der schreibt, dass der erste Tag der Woche nun KURIAKH bezeichnet wurde: "MIAN SABBATWN THN KURIKHN EKALESE"22

Eine weitere Erklärung von Chrysostomos, die noch einmal deutlich bestätigt, dass MIA TWN SABBATWN den Sonntag bezeichnet:

"TH DE MIA TWN SABBATWN - TOUTESTI, TH KURIAKH"23 
"Am ersten Tag der Woche, das heißt am Sonntag (KURIAKH)"


Zur Chronologie der Passion, Grablegung und Auferstehung ist noch ein Zitat von Ignatius interessant:

"PERIECEI OUN hH MEN PARASKEUH TO PAQOS, TO SABBATON THN TAFHN, hH KURIAKH THN ANASASTIN."24


Übersetzungsvorschlag: "So beinhaltet der Rüsttag das Leiden, der Sabbat das Begräbnis und der Sonntag (KURIAKH) die Auferstehung.".

 

Die drei Tage (Freitag/Rüsttag, Sabbat, Sonntag) chronologisch hintereinander aufgeführt.

 
Theodorus schreibt:

"TREIS hHMERAS KAI TREIS NUKTAS hUPO GHN DATRIYEIN FHSIN, THN MEN PARASKEUHN APO TELOUS, TO DE SABBATON hOLON, THN DE KURIAKHN APO THS ARCHS"25

Übersetzungsvorschlag: "Es heißt, dass er drei Tage und drei Nächte unter der Erde bleiben sollte: den Rüsttag am Ende, den Sabbat aber ganz, den Sonntag (=KURIAKH) nun am Anfang".

 Wir finden also die inklusive Zählweise bei Theodorus (und auch die chronologische Abfolge Rüsttag (=Freitag), Sabbat, Sonntag) bestätigt.

Ich möchte noch einmal auf Justin, den Märtyrer, verweisen:


"Das Gebot der Beschneidung, nach welchem alle Knaben am achten Tage beschnitten werden mussten, war ein Hinweis auf die wahre Beschneidung,  bei der uns Jesus Christus, unser Herr, der am Sonntag von den Toten  auferstanden ist, von Irrtum und Sünde beschnitten hat. Der Sonntag wird  nämlich, obwohl er der erste Tag der Woche ist, der achte Tag genannt,  sofern alle Tage des wöchentlichen Kreislaufes noch einmal gezählt  werden; doch hört er nicht auf, der erste zu sein."26 

"der am Sonntag von den Toten auferstanden ist" heißt bei Justin im  Griechischen "TH MIA TWN SABBATWN hHMERA[...]" (wörtlich: "am erste Tag  der Woche").


Analog dazu ohne "hHMERA" (also Tag) folgt dann bei Justin: MIA GAR TWN SABBATWN, PRWTH MEN OUSA TWN PASWN hHMERWN (wörtlich: der erste (Tag) der Woche, da er der erste aller Tage ist). 

Es wird auch in der außerbiblischen Literatur bezeugt, dass "MIA TWN SABBATWN" der "erste Tag der Woche" ist. hHMERA (Tag) muss  dabei nicht genannt werden (Ellipse), da der Sinn ohnehin eindeutig ist. Bei  Justin sehen wir in dem Ausdruck "Tag" einmal explizit genannt, in der  zweiten Verwendung dann aber ausgelassen. Der Sinn ist aber in jedem  Fall gleich. Die herkömmlichen Übersetzungen dieses Ausdrucks im NT sind  daher m.E. völlig korrekt. Ich denke dabei z. B. an Markus 16,2 (PRWI THS MIAS SABBATWN - "früh am ersten Wochentag", d.h. Sonntag).

 
In der Didache findet sich dazu eine interessante Stelle:

"Bei eurem Fasten haltet es aber nicht mit den Heuchlern'; diese fasten nämlich am zweiten und fünften Tage nach dem Sabbat (d. h. am Montag und Donnerstag); ihr aber sollt fasten am vierten Tage und am Rüsttage (d. h. am Mittwoch und Freitag)." 27

Im griechischen Text ist wieder von SABBATWN (hier im Plural) die Rede, wobei "Tage" in der Übersetzung wieder nur ergänzt ist. Neben dem Sabbat gab es einen einzigen Tag, der in der frühen Zeit einen Eigennamen hatte, und das war der Freitag der "Rüsttag" (PARASKEWE) hieß.

Einige Wissenschaftler setzen die Abfassung der Didache im frühen 2. Jh. an. Klaus Berger datiert sie sogar in die Mitte der 60er Jahre des 1. Jh.! Wann immer sie genau entstanden ist, ist doch unstrittig, dass sie sich zeitlich sehr nahe am NT befindet, ergo man gute Gründe vorbringen müsste, wenn sich hier sprachlich was Wesentliches verändert haben sollte. Solche Gründe kann ich nicht entdecken. Vielmehr ist die an vielen Stellen im NT übliche Übersetzung "Woche" für SABBATWN rund und schlüssig. Das Gegenteil würde unnötige exegetische Probleme aufwerfen.